Städtepartnerschaft Dalian-Bremen: 40 Jahre und kein bisschen müde

Die Stadt Dalian in der Provinz Liaoning liegt im Nordosten Chinas, genauer gesagt an der südlichsten Spitze der Liaodong-Halbinsel. Im Osten grenzt die Hafenstadt ans Gelbe Meer, im Westen an den Golf von Bohai. Die Sechs-Millionen-Metropole ist mit ihrer Fläche von etwa 12.500 Quadratkilometern nicht nur eine der wichtigsten Hafenstädte Nordostchinas, sondern auch ein pulsierendes Industrie-, Handels-, Finanz- und Tourismuszentrum.

„Berg und Tal kommen nicht zusammen, wohl aber die Menschen.“ Diese deutsche Redensart bringt gut auf den Punkt, was die Städtepartnerschaft Dalian-Bremen letztlich ausmacht. Denn obwohl die beiden Orte rund 8000 Kilometer trennen, verbindet sie doch eine sehr vielfältige, intensive Partnerschaft, insbesondere im Bereich maritime Wirtschaft. Aber auch in Feldern wie Gesundheitswesen, Elektromobilität, Bildung, Schüler- und Jugendaustausch sowie Kultur und Sport bestehen enge Kontakte. Seit vier Jahrzehnten gilt die Partnerschaft daher nicht nur als Sinnbild der chinesisch-deutschen Freundschaft, sondern auch als Paradebeispiel für erfolgreiche internationale Zusammenarbeit.

Offizielle Geburtsstunde der Verschwisterung war der 17. April 1985. Am 9. Juli 2012 bekräftigten die Verantwortlichen dann noch einmal die Bande, als gemeinsam eine Vereinbarung zur Vertiefung der Zusammenarbeit im Rahmen der städtepartnerschaftlichen Beziehungen unterzeichnet wurde. Das Jahr 2025 steht nun ganz im Zeichen des 40-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft. Das Jubiläum ist nicht nur Grund zum Feiern, sondern auch ein guter Anlass, um das Erreichte Revue passieren zu lassen.

Die Anfangszeit: Technologietransfer und Hafenkooperation

Die Bausteine, die zur engen Verbundenheit zwischen der chinesischen Küstenstadt und dem kleinsten Bundesland Deutschlands beitragen, sind vielfältig. Startschuss aber bildet eindeutig der Technologie- und Knowhow-Transfer: Bereits 1985 lud Bremen 15 Fachkräfte aus Dalian zur Weiterbildung in die Freie Hansestadt ein, wo diese dann in den Bereichen Hafenmanagement, Maschinenbau und Finanzen geschult wurden. Alle Kosten des dreimonatigen Aufenthalts übernahm damals die Bremer Landesregierung.

Im Februar des Folgejahrs entsandte die Hansestadt dann Hafenspezialisten nach Dalian, um der Stadt bei der Lösung bestehender Kapazitätsprobleme unter die Arme zu greifen. Die Experten aus Deutschland optimierten die Abläufe der Schiffsabfertigung und die Liegeplatzplanung und teilten zudem wertvolle Kenntnisse und Expertise für den Aufbau des neuen Hafens der Stadt. Für den Dalianer Hafen kam die Hilfe genau im rechten Moment, da es damals besonders an Managementexpertise mangelte.

Ein nächster Schritt: Medizinischer Austausch

Auch im medizinischen Bereich entfaltete man bald eine enge Zusammenarbeit. Im Juni 1986 unterzeichneten die Rotkreuz-Organisationen beider Seiten ein fünfjähriges Kooperationsabkommen. Es sah unter anderem die Ausbildung medizinischer Fachkräfte aus Dalian in den Feldern Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erste Hilfe, Bluttransfusion, Katastrophenhilfe und Behindertenhilfe vor. Im Rahmen des Programms lud Bremen Mediziner aus Krankenhäusern und Erste-Hilfe-Zentren Dalians zu Studienreisen nach Bremen ein. Sie kehrten mit neuestem Fachwissen und medizinischen Erfahrungen zurück nach China, wodurch sich der Stand der medizinischen Behandlungen in der gesamten Region maßgeblich verbesserte.

2013 weitete man die beiderseitige Kooperation auf diesem Gebiet noch weiter aus. Auf Empfehlung des Stadtstaates Bremen und dank der gemeinsamen Initiative des Bremer Senats und der Stadtregierung in Dalian schlossen das affiliierte Krankenhaus Nr. 2 der Medizinischen Universität Dalian und das Klinikum Oldenburg eine freundschaftliche Partnerschaft, im Rahmen derer man sich bei der Behandlung von Krebserkrankungen gegenseitig unterstützte. Im April 2014 ging dann das „Chinesisch-Deutsche Krebszentrum Dalian“ feierlich in Betrieb.

Zusammenarbeit in Zukunftsbranchen

2011 wählte man Dalian und Bremen als Modellstädte für die chinesisch-deutsche Elektromobilitätsstrategie aus. Mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung im selben Jahr besiegelten die beiden Städte die enge Zusammenarbeit im Bereich Elektromobilität.

Ein Jahr später rückte dann das Thema Windenergie ins Zentrum des Austauschs: Im Juli 2012 unterzeichneten die Partnerstädte ein Rahmenabkommen zur Windenergie-Kooperation. Von Staatsebene erhielt das Vorhaben ebenfalls enormen Schub. Im Juli 2013 genehmigte Chinas Energiebehörde den von der Entwicklungs- und Reformkommission Dalians erstellten Bericht über das Projekt zur Planung von Offshore-Windparks. Als Ergebnis gingen am 31. Dezember 2016 in der kreisfreien Stadt Zhuanghe, die zum Verwaltungsgebiet Dalians zählt, die Windanlagen II und III ans Netz. Entwickelt worden war sie mithilfe deutscher Technologie.

Kontakte in Kultur und Sport

Auch in puncto Kulturaustausch nehmen beide Seiten eine Vorreiterrolle ein. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft im Jahr 2010 fanden während der 41. Weltausstellung in Shanghai die „Bremen-Dalian-Tage“ statt, wobei die Dalian-Akrobatikgruppe das Ballettstück „Der Nussknacker“ aufführte, das auf dem Wahrzeichen der Hansestadt, nämlich den „Bremer Stadtmusikanten“ basiert. Ein weiteres Highlight war die Einführung eines Musikstipendiums für talentierte Musiker aus Dalian zur Ausbildung in Bremen.


 Städtefreundschaft schwarz auf weiß: Die offizielle Urkunde zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft

Als Geschenk zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft und als Würdigung des besonderen Verhältnisses der beiden Städte stellte Bremen Dalian im Jahr 2015 einen Sprachkurs am Goethe-Institut Bremen für eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung Dalian bereit, was den Austausch von Beamten beider Seiten förderte. Seit einigen Jahren bestehen zudem enge Kontakte im Bereich Bildende Kunst. Dies fruchtete 2015 in einer Ausstellung von Dalianer Künstlern in Bremen und 2016 in einer Gegenausstellung in Dalian.


Sport verbindet: Seit 2006 misst sich der Fußballnachwuchs freundschaftlich beim „One Nation Cup“. Auf Einladung der Bremer Landesregierung entsandte Dalian 2016 gleich zwei U15-Mädchenteams nach Bremen zur Teilnahme an dem Event. Die chinesischen Teams räumten am Ende Platz eins und zwei ab.

Neustart nach Corona

Bedingt durch die Coronapandemie lagen die persönlichen Besuche lange auf Eis, doch die Verbundenheit blieb bestehen. Dalian und Bremen unterstützten einander auch während der Pandemie und arbeiteten eng zusammen. Laut der Bremer Senatskanzlei nahm Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte gemeinsam mit weiteren Regierungsvertretern sowie Mitarbeitern der Wirtschaftsförderung Bremen am 1. Juli 2020 etwa 1000 Schutzmasken aus Dalian entgegen. Die medizinischen Mundschutze waren ein Geschenk Dalians zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bremer Verwaltung in Zeiten von Corona.

Nach Überwindung der Pandemie war es an der Zeit, die traditionsträchtige Verbundenheit fortzusetzen – da waren sich beide Seiten einig. Bereits im Februar 2022 statteten Vertreter der Constructor University, einer privaten Universität der Hansestadt, im Auftrag der Bremer Landesregierung der chinesischen Schwesterstadt einen Besuch ab. Dabei stand der Austausch zwischen örtlichen Hochschulen im Fokus. Von chinesischer Seite reiste im Dezember 2024 eine Delegation aus der Abteilung für Einheitsfrontarbeit des Dalianer Stadtkomitees der KP Chinas nach Bremen. Für die kommenden Jahre ist bereits geplant, die Zusammenarbeit auf neue Bereiche wie maritime Wirtschaft und Wasserstofftechnologie auszuweiten und diese in den Kooperationsrahmen zum 40-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft aufzunehmen. In Zukunft dürfte es für beide Seiten also nur noch mehr Gründe zum Feiern geben.

(Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung des Büros für auswärtige Angelegenheiten der Volksregierung der Stadt Dalian und des Senats in Bremen, für deren starke Unterstützung unserer Arbeit wir uns herzlich bedanken!)


Im Dezember 2024 war Xu Guangxiang, Abteilungsleiterin für Einheitsfrontarbeit des Dalianer Stadtkomitees der KP Chinas, zu Besuch in Bremen.


 Gruppenfoto vor dem Rathaus: Im Dezember 2024 wurde eine Delegation, geführt von Xu Guangxiang (2.v.r.), Abteilungsleiterin für Einheitsfrontarbeit des Dalianer Stadtkomitees der KP Chinas, von Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte empfangen. 


Kleine Künstler: Während der 41. Weltausstellung in Shanghai führte die Dalian-Akrobatikgruppe das Ballettstück „Der Nussknacker“ auf, basierend auf dem Wahrzeichen der Hansestadt, nämlich den „Bremer Stadtmusikanten“.

 

Unterzeichnungszeremonie: Am 9. Juli 2012 bekräftigten Tang Jun (rechts), damaliger Parteisekretär von Dalian, und Jens Böhrnsen, damals Senatspräsident und Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen, die freundschaftlichen Bande. Gemeinsam unterzeichneten sie eine Vereinbarung zur Vertiefung der Zusammenarbeit im Rahmen der städtepartnerschaftlichen Beziehungen.

 

Ein Autogramm, bitte! Bei der Aufführung der Akrobatikkünstler aus Dalian während der Shanghaier Expo war auch Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler anwesend. Per Unterschrift verewigte er sich auf der Skulptur der Stadtmusikanten.

 

Gespräche in freundschaftlicher Atmosphäre: Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft kamen Tian Shujun (3.v.l.), damals Vizevorsitzender des PKKCV-Stadtkomitees von Dalian, und der damalige Bürgerschaftspräsident Christian Weber (2.v.r.) in Bremen zusammen.